Donnerstag, 19. Juli 2007
Chief Joseph: Ein kluger Taktiker der Nez Percé
Wiesbaden (welt-der-indianer) - Chief Joseph (1840-1904), eigentlich Hinmaton-yalatkit (deutsch: Donner-der-über-das-Land-rollt), war einer der Häuptlinge der Nez Percé-Indianer aus dem Wallowa-Flusstal im Nordosten von Oregon. Bei seinen Stammesgenossen galt der intelligente Häuptling nicht als besonders tapferer Krieger. Gegen Ende der Indianerkriege machte er sich einen Namen als kluger Taktiker. Heute bezeichnet man ihn mitunter als "indianischen Napoleon".
Zu Lebzeiten von Chief Joseph - in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts - drangen immer mehr weiße Siedler in die Heimat der Nez Percé ein. Dies bewog die US-Regierung, die Nez Percé umzusiedeln und ihr fruchtbares Land für Weiße freizugeben.
Zum Zeitpunkt der geplanten Umsiedlung 1877 gab es neben Chief Joseph weitere Häuptlinge im Wallowa-Tal wie White Bird, Tulhulhulsote und Looking Glass. Insgesamt handelte es sich um rund 1000 Indianer mit mehr als 200 Kriegern.
Die Nez Percé wehrten sich gegen die bevorstehende Umsiedlung und wollten unter Führung von Chief Joseph nach Kanada fliehen. Am 6. Juni 1877 erfolgte der Aufbruch. Während der Flucht kam es oft zu Kämpfen mit der US-Armee, die etliche Niederlagen erlitt.
Die abenteuerliche Flucht der Nez Percé zog sich über vier Monate und rund 2600 Kilometer quer durch die Bundesstaaten Oregon, Washington, Idaho und Montana dahin. 123 weiße Soldaten und 55 Zivilisten verloren dabei ihr Leben. Die Nez Percé mussten etwa 100 bis 120 Tote beklagen, darunter Josephs Bruder Ollokot sowie die Häuptlinge Tulhulhulsote und Looking Glass.
Rund 40 Meilen von der kanadischen Grenze entfernt, was etwa ein bis zwei Tagesritten entsprach, ergab sich Chief Joseph am 5. Oktober 1877 Colonel Miles am Snake Creek. Seine Krieger hätten nur unter Zurücklassung der Verwundeten, alten Frauen und Kinder fliehen können.
Etwa 430 Nez Percé gingen in Gefangenschaft. Rund 50 Indianer entkamen in der Nacht vor der Kapitulation nach Kanada, vor allem White Bird, der das Verhalten von Chief Joseph ablehnte. Insgesamt fanden etwa 200 Nez Percé bei den Lakota von Häuptling Sitting Bull im kanadischen Exil Zuflucht.
In der Folgezeit kam es zu mehreren Teilungen der Gruppe und zur Zusammenführung mit den aus Kanada zurückkehrenden Nez Percé. Nach der Ansiedlung im Indianerterritorium von Oklahoma 1878/1879 starben etwa 130 Nez Percé vor allem an Malaria. Chief Joseph verhandelte wegen einer Rückkehr in den Norden - 1879 auch vor dem Kongress -, erreichte aber nichts.
Erst 1885 wurde ein Teil der Nez Percé an den Columbia-Fluss in Idaho verlegt, der andere Teil nach Colville in Washington. Dort starb Chief Joseph am 21. September 1904 - nach Aussage seines Arztes - an gebrochenem Herzen.
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