Donnerstag, 28. Juni 2007

Maliniche: Die Gefährtin des spanischen Eroberers

Leseprobe aus der CD-ROM "Superfrauen: 14 Bücher auf einer CD-ROM" von Ernst Probst:



Zur berühmtesten Ureinwohnerin Lateinamerikas im 16. Jahrhundert entwickelte sich Malinche (1501–1550), indianisch Malintzin Tenepal oder Malinalli genannt und von den Spaniern auf den Namen Marina getauft. Die kluge Frau stieg von der Sklavin der Maya-Indianer zur Geliebten des spanischen Eroberers Hernán Cortés (1485–1547) auf. Ohne ihre Hilfe hätte Cortés Mexiko nicht so leicht in seine Gewalt bringen können. Denn sie lieferte ihm wichtige Informationen und gewann die Feinde der Azteken als Verbündete für die Spanier.

Hernán Cortés hatte 1511 unter dem Kommando von Diego de Velázquez (um 1465–um 1524) an der Eroberung Kubas teilgenommen. Im Auftrag von Velázquez leitete er 1519 eine Expedition zur Erkundung des Aztekenreiches, des späteren Mexiko. Der reiche Plantagenbesitzer Cortés verkaufte seine ganze Habe, rüstete auf eigene Kosten eine Expedition aus und verließ Kuba mit elf Schiffen, 100 Matrosen, zehn Kanonen, 16 Pferden und mehr als 500 Soldaten.

Nachdem die Expeditionsteilnehmer am 22. April 1519 bei San Juan de Ulúa an Land gingen, wurden sie von Mayas angegriffen, doch Cortés gelang es, die Eingeborenen durch seine Pferde einzuschüchtern, weil sie solche Tiere noch nie gesehen hatten. Die verängstigten Indianer schenkten ihm daraufhin goldene Schmuckstücke, Truthühner und einige Frauen, unter denen sich die Sklavin Malintzin bzw. Malinalli befand, eine Indianerprinzessin, die aus dem Süden stammte und zusammen mit ihrer Mutter in Gefangenschaft geraten war.

Erster Herr der in Painalla geborenen Malinche, wie sie heute genannt wird, wurde Alonso Hernández Puerto, einer der Begleiter von Cortés. Als Puerto nach Spanien reiste, kam Malinche zu Cortés. Die Verständigung zwischen den Spaniern und den Azteken erfolgte durch einen der Männer von Cortés, der die Sprache der Mayas beherrschte, von der Malinche ins Nahuatl der Azteken übersetzte. Dank ihrer Intelligenz lernte Malinche aber auch schnell Spanisch.

Die zungenfertige Indianerin wurde die Geliebte von Cortés und brachte später sogar einen Sohn namens Martín von ihm zur Welt. Von ihr erfuhr der Eroberer alles über das Reich der Azteken, deren Götter und den Herrscher Moctezuma II. Xocoyotzin (1467–1519), dessen Name „zorniger Herr" bedeutete.

Im April 1519 ließ Cortés seine Schiffe zerlegen, um seine Leute an Fluchtversuchen zu hindern. Dann gründete er – unter Überschreitung seiner Vollmachten – die Siedlung Villa Rica de Vera Cruz. Von hier aus zog der Konquistador Cortés mit 452 Soldaten, sechs leichten Geschützen sowie Hunderten von indianischen Lastenträgern gegen die Azteken.

Am 8. November 1519 erreichten die Spanier die auf einer Insel des Mexiko-Sees gelegene Hauptstadt der Azteken, Tenochtitlán. Dort wurde Cortés vom Herrscher Moctezuma II. feierlich empfangen. Man hielt die Spanier für „Weiße Götter" und Cortés anfangs für den Gott Quetzalcoatl. Am 14. November 1519 nahmen die Spanier Moctezuma II. gefangen.

Danach besiegte Cortés eine von Diego de Velázquez gegen ihn ausgesandte Armee, gewann deren Reste für sich und kehrte nach Tenochtitlán zurück. 1520 töteten die Azteken bei einem Aufstand ihren Herrscher Moctezuma II. und trieben am 30. Juni/1. Juli 1520 die Spanier durch Steinwürfe aus der Stadt. Danach eroberten die Spanier mit Unterstützung von 100000 verbündeten Indianern die umliegenden Gebiete und belagerten ab Mai 1521 Tenochtitlán. Die Hauptstadt mit dem letzten Aztekenherrscher Cuauhtémoc kapitulierte im August 1521.

1522 wurde Cortés zum Generalkapitän und (bis 1528) zum Statthalter von Neuspanien ernannt. 1525 unternahm er eine Expedition nach Honduras. Von 1528 bis 1530 hielt er sich in Spanien auf. Nach Intrigen von Neidern und Gegnern verlor er teilweise seine Macht. 1530 unternahm er eine Expedition nach Kalifornien und 1540 kehrte er nach Spanien zurück. 1541 nahm er an einer Expedition von Kaiser Karl V. (1500–1558) gegen Algier teil, die scheiterte.

1533 wurde Mexiko zum spanischen Vizekönigreich erklärt. Dort regierte – statt des Eroberers Cortés – ein anderer als Vizekönig. Malinche heiratete später einen der Soldaten von Cortés namens Juan de Jaramillo. Sie starb 1550 in Spanien.

Das steinerne Haus, in dem Cortés und seine indianische Geliebte einst wohnten, steht heute noch in Nachbarschaft von Coyoacan. Es wird in Fremdenführern als „La Malinche’s house" bezeichnet.

Die Indianerin Malinche genießt in Mexiko keine große Wertschätzung. Sie repräsentiert jedoch durchaus eine mexikanische Wesensart: Noch heute hat der Mexikaner eine für deutsche Verhältnisse unverständliche Hochachtung für die fremde Kultur. Diese Haltung wird – positiv wie negativ – mit dem Begriff Malinchismus erfasst.

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